Litronix war in den 1970er Jahren ein Hersteller optoelektronischer Komponenten wie LED-Displays, und daher war es naheliegend, diese gleich in eigenen Taschenrechnern zu verbauen.
Ein recht früher Rechner, vermutlich aus dem Jahr 1974, ist der Litronix 1102, ein einfacher Vier-Funktionen-Taschenrechner, der noch mit der alten, saldierenden Eingabelogik arbeitet.
Konstruktion
Vorder- und Rückseite des Rechners sind mit zwei Schrauben verbunden, die sich teilweise unter dem aufgeklebten Typenschild befinden. Nach Lösen der beiden Schrauben werden die beiden Gehäusehälften immer noch durch eine Vielzahl von Rastnasen gehalten, die von der Oberseite her gelöst werden müssen.
Hauptplatine
Die Hauptplatine entspricht in Konstruktion und Bestückung dem Stand von 1974, als noch eine Handvoll passiver Bauelemente und ein Spannungswandler (schwarzes Kästen am oberen rechten Rand) verbaut wurden. Das Display befindet sich direkt auf der Hauptplatine, die Tastatur ist mit einem Satz Drähten verbunden.
Display
Als Display wurden drei Litronix-Module mit jeweils drei Digits verbaut, vermutlich von Typ Litronix DL330.
Acht der neun Stellen werden zur Zahlendarstellung genutzt, die erste linke Stelle ist für das Minussymbol, sowie zur Darstellung von Überlauf und Fehler gedacht.
Tastatur
Mit nur 18 Tasten kommt die Tastatur fast in Minimalausstattung daher. Wie bei Taschenrechnern früherer Bauart üblich, gibt es kein Taste mit Gleichheitszeichen, sondern stattdessen += und -=.
Die Tasten weisen einen angenehmen Druckpunkt auf, neigen aber ein wenig zum Prellen.
In der obersten Tastenreihe fehlen die beiden linken Tasten, an deren Stelle sind zwei Schalter gewandert, einmal der Ein/Aus-Schalter und einmal ein “Konstanten”-Schalter, der bei Multiplikation der Multiplikator (erster Faktor) und bei der Division der Divisor konstant gehalten wird. Ohne Anleitung kaum zu verstehen…
Chipsatz
Litronix versteckt hier den eigentlichen Hersteller des Chipsatzes und druckt eigene Codes auf die Chips. Daher kann man nur spekulieren, wer sich hinter der CPU Litronix LIT8008 und dem zweiten Chip, Litronix LBC1090, der vermutlich als Displaytreiber agiert, versteckt.
Rechenleistung
Der Litronix 1102 beherrscht nur die vier Grundrechenarten, sowie Prozentrechnung. Außerdem wird noch eine Konstantenfunktion bei Multiplikation und Division angeboten, ob diese allerdings wirklich von Nutzem ist, sei dahingestellt.
Bemerkungen
Litronix war von seinem Produkt zu überzeugt, dass es mit einem Jahr bedingungsloser Garantie (“unconditionally garanteed for one full year”) beworben wurde, allerdings war der technische Fortschritt zu dieser Zeit schon so gewaltig, dass dieser Rechner, der ca. 1974 auf den Markt kam, schon nach wenigen Monaten völlig veraltet war. Das hier präsentierte Exemplar wurde am 14.4.1975 bei Karstadt gekauft, es ist anzunehmen, dass es sich hierbei schon um einen verbilligten Abverkauf handelte.
Beim Kauf gab es neben der englischsprachigen Anleitung noch eine recht hochwertige, genähte Leder-Schutzhülle.
Der Ausflug von Litronix in das Taschenrechnergeschäft war nicht von allzugroßer Dauer, was vor allem dem Preisverfall bei Taschenrechnern, insbesondere bei solchen mit LED-Anzeigen geschuldet war, und in den späten 1970er Jahren wurde Litronix von Siemens aufgekauft.
Technische Daten
Aufbau | |
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Chipsatz / CPU | Litronix LIT8008 |
Tastatur | 18 Tasten |
Display | LED, 8+1 Digits |
Anzeigebereich | |
Stromversorgung |
Spannung: 6V Stromverbrauch: 0.25W Batterien: 4xAA Netzgerät: 2.5mm, innen - |
funktionale Ausstattung | |
Funktionen | + - * / % K |
Eingabelogik (Klassifizierung) | ALG (ECAC (Ergebnis: 9)) |
Rechenergebnisse | |
Berechnung von "1 + 0.000" | |
Berechnung von "0/0" | Fehleranzeige ✓ |
Berechnung von "(-1)+1" | |
Objekt-Details | |
Baujahr | 1975 |
Seriennummer | 182771 |