Dieses Kofferradio aus dem Jahr 1966 beeindruckt durch seinen satten Klang und seine guten UKW-Empfangsleistungen.
Mittelwelle und Kurzwelle konnten mangels Sender nicht mehr wirklich überprüft werden, leider auch nicht die Sonderfunktion des über die gesamte Skalenbreite gestreckten 49m-Bands mit extra ausgewiesener Position von Radio Luxemburg.
Spezifikation
Transistoren: | 9 (AC 116, AC 117 (2x), AC 122, AF 121 (2x), AF 136, AF 137, AF 178) |
Dioden: | 4 (AA 112 (3x), BA 124) |
Kreise: | 11 (FM) + 7 (AM) |
Wellenbereiche: |
UKW 87,5 - 108 MHz MW 520 - 1630 kHz KW 5,9 - 12,5 MHz (51 - 24m) |
NF-Ausgangsleistung: | 1 W (Batt.) / 2,3 W (Auto) |
Restaurierung
Da das Gerät fast 40 Jahren im Schrank stand, der AM-Drehko völlig festgefressen war, und das Gerät technisch recht laienhaft modifiziert wurde, wurde ein Schlachtgerät besorgt, das zwar optisch nicht mehr perfekt war, dafür aber technisch (bis auf eine herausgebrochene Buchse) ganz passabel wirkte.
Bei der folgenden Restaurierung wurde somit aus zwei Geräten wieder eines, in sowohl technisch, als auch optisch gutem Zustand.
Ausgangslage
Der Empfänger, Baujahr 1966, kam Mitte der 1980er Jahre zu mir und wurde intensiv genutzt (und, wie gesagt, auch laienhaft verbastelt), v.a. wegen seines überragenden UKW-Empfangs, aber auch, weil damit der Empfang von Radio Luxemburg kinderleicht war.
Der Zustand ist ziemlich bescheiden:
- Optisch stark verstaubt, Tasten mit Patina, aber vollständig
- Knöpfe vollständig
- Diverse Schrauben fehlen, v.a. bei der unteren Anschlussleiste
- Antenne ist vollständig, aber am Ansatz beschädigt
- AM-Drekondensator ist vollständig festgefressen
- Kein Empfang auf irgendeinem Wellenbereich
Die Idee war, mit Hilfe eines Ersatzteilträgers wieder ein funktionsfähiges, optisch vorzeigbares Gerät aufzubauen. Dazu wurde Ende April 2024 auf eBay für 30€ (incl. Versand) ein ebenfalls defektes Exemplar erstanden, das optisch teilweise besser, teilweise schlechter in Schuss war.
Problemstellen beider Geräte
Gerät 1 (geplantes Ziel-Gerät):
- AM-Drehkondensator ist festgefressen
- UKW-Antenne ist nicht mehr kontaktsicher befestigt
- Skalenbeleuchtung fehlt(!)
- Diverse Verbastelungen, zu erkennen am Kabelsatz
- externe Anschlussleiste lose und verbastelt
- Ferritantenne lose
- kein Empfang auf irgendeinem Wellenbereich
- Audioteil schwingt, läßt sich aber in der Lautstärke regulieren, evtl. defekt?
Gerät 2 (Ersatzteilträger):
- UKW-Antenne mit fehlendem Endstück
- Ferritantenne fehlt zur Hälfte
- Strombuchse herausgebrochen und laienhaft befestigt
- Tastensatz stark oxidiert
- zu Beginn kein Empfang auf FM
- Lautsprechermembran leicht eingerissen
Vorgehen
Prüfung NF-Teil beider Geräte
Als werden wird mit einem Signalgenerator die NF-Teile beider Geräte geprüft, um das besser (oder überhaupt?) funktionierende Exemplar zu bestimmen, welches verwendet werden soll.
Gerät 1: NF sehr gut, sehr stark
Gerät 2: NF gut, aber schwächer. Lautstärkepotentiometer kracht stark.
=> NF-Teil von Gerät 1 kann weiterverwendet werden, Gerät 2 ist aber auch in Ordnung.
Prüfung UKW-Teil beider Geräte
Als nächstes wird mit Hilfe eines Messsenders (94.5 MHz, wie in der Ableichanleitung vorgesehen) geprüft, ob überhaupt noch eines der beiden UKW-Empfangsteile funktioniert.
Gerät 1: Kein Empfang, aber nach Entfernung der Versorgungsspannung plötzlich für den Bruchteil einer Sekunde Empfang! Gerät 2: Zuerst kein Empfang, später plötzlich Empfang möglich.
=> UKW funktioniert bei Teil 2.
Prüfung AM-Teil beider Geräte
Hier wird nach Abgleichvorschrift (Messsender, eingekoppelt über 100nF-Kondensator an Drehko) geprüft, wie es um den AM-Empfang bestimmt ist.
Gerät 1: AM-Drehko fest, keine Prüfung möglich
Gerät 2: AM-Empfang möglich
=> Auch bei AM ist Teil 2 besser.
Ein Abgleich ist nur bei montiertem Blechdeckel möglich, andernfalls ist die HF-Strahlung, die vom Oszillator ausgeht, so stark, dass kein sauberer Empfang mehr möglich ist.
Eigentliche Restaurierung
Zum Aufbau des restaurierten Geräts wird Gerät 2 verwendet, von Gerät 1 werden 9V- und Diodenbuchse (beide vernietet) übernommen, sowie Lautsprecher, Ferritstab und Antenne, ebenso die obere Gehäusehälfte, der Batteriedeckel und der Tragegriff.
Und weil bei Gerät 2 nur unpassende Drehknöpfe verbaut wurden, werden auch die Drehknöpfe von Gerät 1 genutzt.
Selbstverständlich wurden Gehäuse, Tragegriff und Knöpfe gereinigt, soweit möglich sogar per Ultraschall.
Als stark hinderlich hat sich bei den Transplantationen herausgestellt, dass früher alles andere als servicefreundlich gelötet wurde, mitunter wurden die Kabel schon vor dem Verlöten am Ziel regelrecht verknotet. Sowas ist kaum zerstörungsfrei lösbar, zumal auch die Plastikisolierung der Kabel sehr hitzeempfindlich ist.