Canon Palmtronic 10M (LD-10M3)

Canon Palmtronic 10M (LD-10M3)

Canon Palmtronic 10M (LD-10M3)

In den 70er Jahren brachte Canon etliche Taschenrechner für den Bürogebrauch unter der Bezeichnung “Palmtronic” heraus, zuerst mit LED-Anzeige, dann mit grüner Digitron-Anzeige und zuletzt mit LC-Display.

Aus der Blütezeit dieser Rechner stammt der 1976 gebaute Palmtronic 10M, dessen genaue Bezeichnung LD-10M3 ist. Er ist mit einer 10+1-stelligen grünen Digitron-Anzeigeröhre bestückt und beherrscht außer den üblichen Grundrechnenarten noch ein paar, für die Finanzrechnung hilfreiche, Funktionen.

Sowohl vom Design, als auch von der Verarbeitung her, gehört dieser Rechner zur absoluten Spitzenklasse und es ist auch noch 40 Jahre später ein Vergnügen, damit zu arbeiten.

Konstruktion und Gehäuse

Rückseite mit Batteriefach

Rückseite mit Batteriefach

Nur wenige Rechner boten in den 70ern ein dermaßen perfekt verarbeitetes Gehäuse wie dieser Canon Palmtronic 10. Nichts wackelt, nichts knirscht, nichts klingt hohl, und als i-Tüpfelchen gibt es noch eine gebürstete Alu-Frontplatte. Selbst der Batteriefachdeckel hält perfekt und gleitet beim Öffnen sauber nach vorne.

Das abgedunkelte Display-Glas ist absolut sauber eingepaßt und mit einem silberfarbigen Rahmen umrundet.

Tastatur

Die Tastatur ist zweigeteilt: Die unteren, größeren Tasten werden für die Grundrechenarten verwendet (inklusive Doppelnulltaste und Korrekturtaste, mit der stellenweise gelöscht werden kann), die oberen, kleineren Tasten werden für die weniger häufig genutzten Funktionen wie Prozent- und Potenzrechnung verwendet.

Schalter an der Frontseite

Schalter an der Frontseite

Mit dem vierstufigen Schalter an der Frontseite wird die Anzeige der Nachkommastellen eingestellt.

Die Tastatur ist seitlich mit 24 Drähten befestigt, was bei den 28 verbauten Tasten plus einem Schalter weder für eine 1:1-Belegung, noch für eine Matrix spricht. Wie genau die Tastaturlogik aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.

Weiters kann man an der Beschriftung der Platine sehr schön die Multiplexbelegung der Digitronröhre erkennen.

Aufbau

Innenleben

Innenleben

Das Innere des Palmtronic 10M wird durch die große Platine beherrscht, die fast 3/4 des zur Verfügung stehenden Platzes einnimmt. Größer Platzverbraucher auf dieser Platine ist die 40-beinige CPU, ansonsten werden vergleichsweise wenig weitere Bauelemente wie Hochspannungstrafo, zwei Transistoren, vier Elkos und in Summe eine Handvoll Dioden, Kondensatoren und Widerstände verbaut. Daran merkt man den technischen Fortschritt, nur wenige Monate vorher wäre mit Sicherheit das Doppelte an weiteren Bauelementen notwendig gewesen.

Details der Platine, incl. CPU

Details der Platine, incl. CPU

Chipsatz

Als CPU wird eine TMC 1277NL von Texas Instruments verwendet, die bereits einen Displaytreiber besitzt, so dass keine weiteren integrierten Schaltkreise notwendig sind.

Im vorgestellten Exemplar wurde sie in der 40. Kalenderwoche 1976 produziert.

Display

Im Canon Palmtronic 10M wird eine sehr moderne, flache Digtronanzeige vom Typ NEC LD 8152 verwendet. Dieses Display leuchtet hell türkis, ist von der Ziffernhöhe mit 4,5mm vergleichweise klein und besitzt 11 Stellen. Zehn davon werden für die eigentliche Anzeige verwendet; die elfte Stelle ganz links dient als Indikator für Speicher (Anzeige “'"), negativer Werte und Fehler (“E”). Während der Potenzberechnung, die einige Sekunden dauert, wird hier der Exponent modulo 10 heruntergezählt.

Die Digitron-Anzeige des 10M besitzt eine Besonderheit, die sonst fast kein weiterer Rechner besitzt: Die Tausender, Millionen und Millarden werden, wie bei der amerikanischen Schreibweise üblich, durch einen Trenner (hier ein Hochkomma) angezeigt. Eine Million wird also in der Form “1'000'000.” angezeigt.

Display mit vollem Anzeigeumfang

Display mit vollem Anzeigeumfang

Rechenleistung

Der LD-10M3 besitzt wie viele Rechner eine einfache Eingabelogik, in der die einzelnen Terme in der Eintastreihenfolge abgearbeitet werden. Außer den vier Grundrechenarten beherrscht er auch zwei Varianten der Prozentrechnung, die normale Prozentrechnung und und prozentuale Abweichung.

Bei der normalen Prozentrechnung (beispielsweise 1,99 + 10%) rechnet man wie gewohnt 1 . 9 9 x 1 0 % + , um auf das Ergebnis (hier: 2.189) zu kommen, und analog mit der Minustaste, um den Prozentanteil abzuziehen.

Bei der prozentualen Abweichung werden die beiden zu vergleichenden Zahlen multipliziert und dann die Prozent-Delta-Taste gedrückt. Beispiel: 3 * 1 Δ % ergibt dann -66.66666666, wobei hier die letzte Nachkommastelle von der Rundung her falsch ist und eigentlich 7 lauten müßte.

Bei der Speicherverwaltung gibt es den bekannten saldierenden Speicher (per M+= und M-=), der mit der Taste RM/CM ausgelesen und beim zweiten Druck gelöscht wird. Welche Funktion die MU&MD-Taste hat, ist mir nicht klar.

Memory-Indikation

Memory-Indikation

Eine kleine Kuriosität stellt die Taste a^n dar, mit der ganzzahlige(!) positive Potenzen bis zum 99. Potenz berechnet werden: Intern ist dies nichts weiter, als ein n-maliges Ausführen der Multiplikation von a, was dementsprechend lange dauert (1.001 ^ 99 benötigt sage und schreibe 16 Sekunden). In dieser Zeit ist das Display bis auf die Indikatorstelle am linken Rand gelöscht. Diese Indikatorstelle zählt dabei die Potenz modulo 10 herab, so daß der ungeduldige Besitzer erkennen kann, daß der Rechner noch am Leben ist.

Die Taste RV holt den letzten Wert vor einer Operation zurück.

Der Rechner rechnet mit einer Genauigkeit von maximal 9 Nachkommastellen. Stehen weniger zur Verfügung, so ist auch die Rechengenauigkeit entsprechend geringer.

Eine Division durch Null wird korrekt durch einen Fehler abgefangen; ein Überlauf wird ebenfalls mit einem Fehler angezeigt, kann aber durch Drücken der Taste CI entsperrt werden. Der dann im Rechner angezeigte Wert muß um den Faktor 10^10 korrigiert werden.

Fehler bzw. Überlauf

Fehler bzw. Überlauf

Der Palmtronic 10M besitzt zwei Schalter, einen Konstanten-Schalter am Eingabefeld und einen Schalter an der Frontseite, mit dem die Anzeige der Nachkommastellen verwaltet wird.

Der Konstantenschalter sorgt, wenn eingeschaltet dafür, daß bei der Multiplikation und Division dafür, daß bei jeder Betätigung von = der erste Faktor mit dem Ergebnis multipliziert bzw. dividiert wird.

Der vierstellige Nachkommastellenschalter besitzt die bekannten Stellungen “2” (zwei feste Nachkommastellen), “0” (nur Ganzzahlausgabe) und “F” (Ausgabe aller signifikanten Nachkommastellen), sowie eine Position “+”, deren Funktion nicht ersichtlich ist.

Zusammenfassung

Der Canon Palmtronic 10M in der dritten Version (auch bekannt als LD-10M3) ist mit Sicherheit ein sammelwerter Rechner, nicht nur wegen seiner exzellenten Verarbeitung, sondern auch wegen seines ungewöhnlichen Displays und der reichlich kuriosen Potenzen-Berechnung.

Rechner mit der originalen Lederhülle

Rechner mit der originalen Lederhülle

Technische Daten

Aufbau
Chipsatz / CPU Texas Instruments TMC 1277NL
Tastatur 28 Tasten
Display VFD, 10 Digits
Anzeigebereich -9999999999 ... 9999999999
Stromversorgung Spannung: 3V
Stromverbrauch: 0.4W
Batterien: 2xAA
funktionale Ausstattung
Funktionen + - * / % n<sup>m</sup> M
Eingabelogik (Klassifizierung) ALG (BDA (BBAAA))
Rechenergebnisse
Berechnung von "1 + 0.000" 1. 
Berechnung von "0/0" Fehleranzeige  
Objekt-Details
Baujahr 1976
Seriennummer 555229