Ende der 70er Jahre sorgte die Japan Radio Company (JRC) mit dem NRD-505, einem semiprofessionellen Empfänger mit extrem guten Empfangseigenschaften für Aufsehen. Das Nachfolgemodell, der NRD-515, das bis 1986 gebaut wurde, wurde aufgrund seiner besonders guten Empfangseigenschaften und seines robusten Aufbaus zum Referenzempfänger. Wer das nötige Kleingeld hatte, kam an der Anschaffung des 515er nicht vorbei.
1986 präsentierte JRC seinen Nachfolger, den NRD-525. Dieser war nicht nur preiswerter, als sein Vorgänger, sondern auch technisch voll auf der Höhe der Zeit: PLL-Synthesizerabstimmung, direkte Frequenzeingabe, 200 Speicherplätze, Paßband-Tuning und HF-Notch-Filter waren Ausstattungsmerkmale, die kein anderer Empfänger zum vergleichbaren Preis in einem Gerät bot.
Da auch (oder gerade) die Empfangsleistungen kaum mehr zu übertreffen waren, wurde der NRD-525 begeistert aufgenommen und löste damit den NRD-515 als Referenzempfänger, nicht nur in der Fachpresse, ab und begeisterte über viele Jahre, und selbst heute noch wird er von vielen als der beste, je gebaute semiprofessionelle DX-Empfänger gewertet.
In den sechs Jahren seiner Bauzeit wurde er nur minimal verändert, einzig eine neue Firmware sorgte ab den späten 80er Jahren dafür, daß die VFO-Abstimmung in zwei Geschwindigkeiten arbeiten konnte.
1992 erschien dann der JRC NRD-535 als Nachfolger auf der Bildfläche. Der NRD-525 steht aber auch heute noch in vielen DX-Shacks und kann als Gebrauchtgerät dank seines exzellenten Aufbaus relativ bedenkenlos gekauft werden. Die Gebrauchtpreise reichen dabei von 400 Euro für ein Standardgerät bei eBay bis zu weit über 1000 Euro für eine Pühler-modifizierte DX-Maschine beim Fachhandel.
Aufbau
Der mechanische und elektrische Aufbau ist schlichtweg sensationell. Trotz Plastikfrontplatte wird das ganze Gehäuse massiv wie aus einem Guß. Der sehr große VFO-Knopf läuft extrem leichtgängig, sämtliche Potentiometer lassen sich auch nach über 15 Jahren noch butterweich und ohne Kratzen bedienen, alle Tasten haben zwar einen recht langen Hub, dafür aber einen eindeutig fühlbaren Druckpunkt. Die Anordnung des Zehnertastenfelds entspricht den gängigen Schemata. Interessant ist übrigens auch, daß ein Teil de Potentiometer, PBS, Notch und BFO nicht direkt wirken, sondern durch einen Analog/Digital-Umsetzer angekoppelt werden. Eine hervorragende Lösung, um UP/DOWN-Tastendruck-Orgien zu umgehen.
Öffnet man den stabilen Metalldeckel, gehen einem fast die Augen über. Auf den ersten Blick denkt man nicht, einen Radioempfänger auf dem Tisch zu haben, sondern einen Computer aus den frühen 80er Jahren. Anstelle von Drehkondensatoren oder Kabelbäumen sieht man knapp ein Dutzend senkrecht stehende Platinen, die alle über ein Mainboard verbunden sind.
Signalverlauf
Von der Antennenbuchse (wahlweise 50 oder 500 Ohm) gelangt das Signal über einen schaltbaren (-20dB) Abschwächer zu einem neunfachen(!) Bandpaß, der nur den gewünschten Bandbereich durchläßt. Die Aufteilung der Bandpässe ist 0-400kHz-800kHz-1.6MHz-2.65MHz-4.4MHz-7.4MHz-12.3MHz-20.5MHz-34MHz. Die Bandpässe sind, abgesehen vom Bereich unter 400kHz, zusätzlich mit Kapaziätsdioden abgestimmt, realisieren also einen mitlaufenden Preselector.
Anschließend gelangt das Signal durch die erste Mischerstufe, den 70.455MHz Filter, die zweite Mischerstufe, den schalt- und regelbaren Noiseblanker und einem 455kHz-Bandpaß zur 455kHz-Filterbank, in der theoretisch bis zu 5 Bandbreiten schaltbar sein. Softwaremäßig (EPROM) können leider nur 4 Filter genutzt werden, erst mit einem EPROM-Upgrade läßt sich auch bei kompletter Filterbestückung noch der ungefilterte (12kHz breite) “AUX”-Durchgang nutzen.
Es folgt anschließend der HF-Notchfilter, AGC und Produktdetektor, bis das Signal schließlich in den (leider recht stark rauschenden) NF-Verstärker gelangt.
Praxis
Die Filter
Zum ausschließlichen BC-Empfang (Rundfunksendungen) ist der NRD-525 aufgrund seiner sehr schmalen Filter und seines nicht gerade berühmten Audio-Teils nur bedingt zu gebrauchen. Da selbst das “Wide”-Filter nur eine Bandbreite von 4kHz besitzt, das nächstengere Filter, “Intermediate” schon nur 2 kHz Durchlaßbreite offeriert, leidet die Sprachverständlichkeit hier schon sehr. Die Alternative wäre die Stellung “AUX”, die im Grundzustand als 12 kHz breiter filterloser Durchlaß fungiert. Bei meinem Empfänger hingegen (und wohl auch bei den meisten Geräten am Gebrauchtmarkt) wurde hier eines der Extrafilter, das ledliglich 500Hz(!) breite CFL-232 verbaut. Für Rundfunkempfang gänzlich ungeeignet, für Datenempfang dagegen allererste Sahne.
Durch Deaktivierung des “AUX”-Filters (Umlöten einer Drahtbrücke), bzw. durch ein EPROM-Upgrade erhält man die Möglichkeit, die ZF-Filterbank zu umgehen und mit vollen 12kHz Bandbreite dem AM-Signal zu lauschen. In dicht belegten Bändern führt dies unweigerlich zu Interferenzstörungen (Pfeiftönen), aber bei freien Frequenzen gehen einem hier richtig die Ohren auf: Der NRD-525 kann ja durchaus gut klingen… Wichtig ist der ungefilterte Empfang für DRM, da hier eine Bandbreite von wenigstens 10kHz benötigt wird.
Paßband-Tuning und Notch-Filter
Paßband-Tuning ist eine Möglichkeit, durch Verschieben der Zwischenfrequenz nur einen Bereich des empfangenen Spektrums zu verwenden. Wenn beispielsweise ein 3 kHz breites Filter verwendet wird, bedeutet das normalerweise, daß nur Frequenzen von 0-3kHz durchgelassen werden. Mit dem Paßband-Tuning kann man nun beispielsweise den 3kHz breiten Bereich von 1-4kHz empfangen. Damit kann man einerseits Störsender, die von “unten” oder “oben” einfallen, ausblenden, andererseits kann man den NF-Durchlaßbereich bei schmalen Filtern, wie dem 1KHz Filter so verschieben, daß der Empfang verständlicher wird.
Der Vorteil beim JRC NRD 525 ist, neben dem Vorhandensein des Paßbandtunings überhaupt, daß es in allen AM-Betriebsarten funktioniert, und nicht nur bei Einseitenbandempfang. So macher gestörter Sender kann hier deutlich klarer und verständlicher empfangen werden. Wer beim 525er einmal damit gearbeitet hat, will es garantiert nirgends mehr missen.
Das Notch-Filter dient dazu, extrem schmalbandige Störsignale wie Interferenzpfeifen oder CW-Signale, aus dem NF-Spektrum auszuschneiden. Wer kennt das nicht? Ein schwacher Tropenbandsender, der von einem nervigen CW-Pfeifen überlagert wird und fast nicht zu verstehen ist. Ein Dreh am Notchfilter, und wie von Zauberhand verschwindet dieses Pfeifen. Und wirklich wahr: Nur das Pfeifen ist weg, das restliche Nutzsignal wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen, und auf einmal ist der Sender klar und deutlich verständlich. Auch hier hat JRC perfekte Arbeit geleistet: Das Notch-Filter arbeitet messerscharf und höchst effizient. Bravo!
Das S-Meter
Das S-Meter ist als digitales Instrument mit 40 Leuchtbalken aufgebaut. 1986 war dies Stand der Technik und wurde in einigen Empfänger, wie beispielsweise dem Yaesu FRG-8800, auch sehr praxistauglich umgesetzt.
Anders war es beim NRD-525. Hier sorgte das S-Meter stets für reichlich Diskussionsstoff, war es doch höchst unruhig und zappelte gerne über ein Viertel der Skalenbreite. Praxisgerecht ist dieses wirklich trägheitslose Verhalten nicht, auch wenn die absolute Genauigkeit wohl recht gut war. Die exakte Peak-Justierung einer Magnetic Loop Antenne ist fast unmöglich.
Ungünstig ist auch, daß das S-Meter nur als “Nadelanzeige” realisiert wurde und nicht, wie beispielsweise der FRG-8800, einen mit ansteigender Signalstärke, länger werdenden Balken bietet. Erst der NRD-535 bot (wieder) einen echten Balken.
Die AGC
Je nach Antenne, Ausrichtung und einfallendem Sender können am Antenneneingang Spannungunterschiede von 100dB auftreten, akustisch gesehen wären das der Lautstärkeunterschied zwischen einem Wecker und einem Preßlufthammer. Diese Unterschiede sollen durch die automatische Verstärkungsregelung (AGC = Automatic Gain Control) so glattgebügelt werden, daß am Ausgang ohne Nachregelung stets die gleiche Lautstärke herauskommt.
Problematisch ist hierbei vor allem, daß jeder empfangene Sender aufgrund von Fading, Nachbarkanal- und sonstigen HF- und NF-Störungen in seiner Empfangsstärke schwankt, mitunter einige zehn dB. Hier setzt nun die AGC an und regelt die interne Verstärkung rauf und runter. Das Problem dabei ist die Geschwindigkeit, mit der die Korrekturen erfolgen müssen: Beim Rundfunkempfang muß die Regelung schnell erfolgen, um einen angenehmen Empfang zu garantieren, beim Einseitenbandempfang muß sie langsam angreifen, damit in den Sendepausen der Empfänger nicht “aufrauscht”.
Es gibt Empfänger, bei denen ist die AGC so perfekt ausgelegt, daß ein praktisch ungestörer AM-Empfang möglich ist - der Yaesu FRG-8800 ist ein Musterbeispiel für eine gelungene AGC-Implementierung. Der JRC NRD-525 bietet hier leider viel Anlaß zur Kritik: Zum Einen sind die Zeitkonstanten nicht optimal gewählt, sie arbeitet entweder zu schnell oder zu langsam, aber nicht so ganz perfekt. Zum Anderen sind am Lautsprecher- und Line-Ausgang immer noch ziemliche Lautstärkeschwankungen zu beobachten, bei der Aufnahme mit einem Cassettenrecorder kann dies durchaus zu Problemen führen.
Die KW-Gemeinde hat hier längst Abhilfe geschaffen und bietet einige Modifikationsanleitungen an, beispielsweise von Dallas Lankford, einem der “Empfängerpäpste”.
Perfekter Noiseblanker
Ich habe schon diverse Noiseblanker erlebt, und jeder hatte so seine Nachteile. Am besten schnitt bisher noch der NB des Grundig Satellit 3400 ab, allerdings veränderte dieser den NF-Frequenzgang ziemlich stark. Der “Noiseblanker” des Yaesu FRG-8800 war im Vergleich dazu vollkommen wirkungslos. Egal, ob an oder aus, ob kurz oder lang - Störungen wurden bei diesem niemals, auch nur annähernd ausgeblendet.
Der Noiseblanker des NRD-525 dagegen ist eine Offenbarung. So, genau so und keinen Deut anders muß ein Noiseblanker funktionieren. Störungen werden absolut effizient asgeblendet, das NF-Signal dagegen leidet kein bißchen. Bravo, JRC!
Empfangspraxis
Der NRD-525 war nicht umsonst jahrelang der Referenzempfänger für Kurzwellen-Spezialisten. Dank seiner hervorragenden Großsignalfestigkeit, seiner praxisgerechten Empfindlichkeit und seinen Regelmöglichkeiten gibt es praktisch nichts, was er nicht empfängt - vorausgesetzt, es wird überhaupt gesendet, und die Antenne ist passend ausgelegt.
Bei der Antennenwahl hat man praktisch freie Hand. Von der magnetischen Loopantenne bishin zum unangepaßten Langdraht verträgt der JRC NRD-525 alles und holt auch wirklich überall das Maximum heraus.
Mit einer Langdrahtantenne von ca. 25m, davon 15m outdoor, bekommt man abends jede Menge Sender aus dem Tropenband herein, oft in beeindruckender Qualität und deutlich besser, als mit einer Loop-Antenne.
Beeindruckend war auch folgendes Beispiel: DW mit DRM und S9+50 auf 3995kHz ließ noch einen (Einseitenband-)Empfang vom wesentlich schwächeren Radio Vatikan auf 4005kHz. Das muß dem NRD-525 erstmal jemand nachmachen. Und auch der Empfang von … auf 7175 mit (geschätzten, da das S-Meter am Anschlag war) S9+60 ging auf AUX glasklar herein, allerdings mußte hier erstmal der interne Abschwächer (ATT) eingesetzt werden, da es andernfalls zu ersten Übersteuerungen kam. Dafür kam aber hier das sonst verborgene volle Klangpotential des Empfängers zum Vorschein; der NRD-525 klang in diesem seltenen Fall sogar besser als der Grundig Satellit 3400.
Der ECCS Empfang (Einseitenbandempfang) ist mit dem NRD-525 ein Kinderspiel. Beim Umschalten von AM auf die einzelnen Seitenbänder bzw. beim Wechsel der Seitenbänder untereinander muß kein Hertz nachkorrigiert werden. Einfacher und besser geht es nicht. Und da die Hauptabstimung auf 10Hz genau reagiert, ist auch kein manuelles Nachziehen über einen zweiten “Fine”-Regler nötig.
Einziges Problem beim Absuchen der Bänder: Die AGC reagiert entweder viel zu schnell und giftig (“fast”) oder viel zu träge, so daß man Gefahr läuft, schwache Sender neben starken Sendern zu überhören (“slow”). Hier muß man sich beim Scannen leider dem Empfänger etwas anpassen, was aber relativ schnell geht.
DRM
Ein abschließendes Wort noch zu DRM:
Auch wenn DRM aus gutem Grund für viele DXer ein rotes Tuch ist, so kommt man nicht herum, sich ein wenig damit zu befassen. Ohne Modifikationen ist (sofern kein “Aux”-Filter eingebaut ist) ein befriedigender DRM-Empfang möglich, wenn man den Empfänger ca. 3kHz über der Nominalfrequenz abstimmt, und im CW-Modus den Paßband- und BFO-Regler jeweils an den linken Anschlag dreht. Zum Empfang der stärksten Stationen reicht es, allerdings wären diese, hätten sie in AM gesendet, auch sonst perfekt zu hören gewesen.
Fazit
PRO | CONTRA |
---|---|
* hervorragender Empfang | * zappelndes S-Meter |
* intuitive Bedienung | * schlechter Klang |
* effizienter Notchfilter und Noiseblanker | * unruhige AGC |
* perfekter Aufbau | |
* einwandfreie Verarbeitung | |
* Ausstattung läßt keine Wünsche offen |
Spezifikation
Wellenbereiche: |
90 (abstimmbar bis 0) - 34000 kHz |