eBench RDS-Radiowecker

Update: Seit Anfang 2010 führt der Radiowecker einen Totalreset beim Einstellen der Weckzeit durch.

Ende Oktober 2007 bot Lidl einen Radiowecker mit UKW-RDS-Radioteil für 15,99€ an.

Dieses Gerät wird von der Firma Kompernaß unter der Bezeichnung KH 2295 RDS-Radiowecker importiert und als Lidl-Hausmarke “eBench” vertrieben.

eBench RDS-Radiowecker

eBench RDS-Radiowecker

Ausstattung

Die Ausstattung kann sich wahrlich sehen lassen:

  • UKW-Empfangsbereich 87,5 - 108,5MHz
  • PLL-Synthesizer-Tuner, in 50kHz-Schritten abstimmbar
  • Sendersuchlauf und manuelle Abstimmung
  • RDS-Auswertung von PS (Sendername) und CT (Datum/Uhrzeit)
  • Uhrzeiteinstellung via RDS (wahlweise auch manuell)
  • 50 Speicherplätze
  • Zwei Weckprogramme, jeweils auf 1-7 Wochentage programmierbar
  • LCD Multifunktionsanzeige mit automatischer Helligkeitsanpassung
  • Kopfhörerausgang

So viel Komfort spiegelt sich natürlich auch in einer Vielzahl an Tastern wieder, in Summe 17 Stück. Dazu kommt noch ein Drehregler für die Lautstärke, der aber digital wirkt und die Lautstärke in 40 Stufen regelt.

eBench RDS-Radiowecker

eBench RDS-Radiowecker

Empfang

Am Interessantesten ist natürlich der Empfang, sowohl in Empfindlichkeit, als auch von der Trennschärfe her. Beides kann im Münchener Süden am Einfachsten mit dem Senderpaar ORF Tirol (95.3MHz, 0.15kW, Zugspitze, 88km Entfernung) vs. Charivari 95.5 (95.5 MHz, 0.3kW, Olympiaturm, 18km Entfernung) festgestellt werden. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen: Wer ORF Tirol störungsfrei hereinbekommt, kann kein schlechter Empfänger sein.

Der Bench RDS-Radiowecker enttäuschte hier auf ganzer Linie, da die 95.5 bis zur 95.2 noch so gut wie störungsfrei und fast überall mit RDS einfiel. An ORF Tirol war hier nicht zu denken.

Für Otto Normalverbraucher taugt dieser Radiowecker also leider nur zum Empfang der stärksten Ortssender, die dann natürlich einwandfrei mit RDS reinkommen.

HF-Modifikation

Achtung: Die folgenden Modifikationen geschehen auf eigene Gefahr und auf eigenes Risiko. Für mittelbare und unmittelbare Schäden, sowie für die natürlich entfallende Herstellergarantie kann ich keine Haftung übernehmen!

Für DXer ist so ein Brüllwürfel natürlich ein Unding. Und so liegt es nahe, dem Gerät erstmal ordentliche Filter zu spendieren.

Von Haus aus ist ein L10.7S-Filter verbaut, das mit 180kHz Bandbreite natürlich unbrauchbar ist. Vom Auslöten dieses Filters ist dringend abzuraten, da es platinenseitig mit SMD-Bauteilen verlötet ist, die einen Auslötvorgang nicht überstehen würden.

Abhilfe schafft hier ein Abbrechen des Originalfilters, das nach nur wenigen Biegeaktionen regelrecht abfällt und drei wunderbar zu verwendende Lötstellen zurückläßt.

Originalfilter entfernt

Originalfilter entfernt

Auf diese drei Lötstellen wird nun ein 80kHz–Filter verbaut. Dieses ist noch breit genug, damit mit der verbauten Schaltung RDS sauber decodiert werden kann. Breitere Filter (beispielsweise 110kHz) bringen kaum Verbesserung gegenüber dem Originalfilter, offenbar ist der Einfluß des (im Übrigen einzigen) Filters ziemlich gering.

Da die Schaltung extrem empfindlich gegenüber Störeinflüssen ist, darf das Filter auch nicht in einem Sockel eingebaut werden, sondern muß, am besten noch mit gekürzten Beinchen, direkt auf die Platine gelötet werden. Jeder Millimeter Draht zuviel empfängt Störsignale! Die Verwendung des Sockels hatte zur Folge, daß auf der 95.3 sehr stark B5 aktuell (wahrscheinlich Wendelstein 105.7) durchschlug.

neu eingebautes 80kHz-Filter

neu eingebautes 80kHz-Filter

Interessant ist übrigens auch, daß der Radiowecker sehr stark auf kapazitive Annäherung, beispielsweise durch eine Handfläche, die ans Gehäuse gehalten wird, reagiert. Je nach Glück (oder Pech) verschwindet (oder er taucht auf) ein durchschlagender Sender bei Annäherung. Offenbar liegt auch das an der enormen Empfindlichkeit der Schaltung, die leider nicht HF-mäßig abgeschirmt ist.

Abgleich

Die Filtermodifikation bot schon jetzt relativ gute Ergebnisse, allerdings schlug immer noch die 95.5 durch, was eigentlich rein filtertechnisch fast unmöglich ist. Schuld war das stark verstimmte Spulenfilter. Nach einem vorsichtigen Neuabgleich mit Plastik-Abgleichbesteck wurde regelrecht ein neues Radio daraus. Erst jetzt konnte es sein wahres Potential zeigen.

abzugleichendes Filter

abzugleichendes Filter

NF-Modifikation

Das Radio spielt schon in seiner niedrigsten Lautstärkestufe (V01) sehr laut, so daß es insbesondere beim Wecken schnell unangenehm wird, da die Lautstärke Stück für Stück angehoben wird.

Abhilfe schafft hier ein 47 Ohm-Widerstand, der in die Plus-Leitung des Lautsprechers zwischengeschaltet wird.

Widerstand in Reihe mit dem Lautsprecher

Widerstand in Reihe mit dem Lautsprecher

Resultat

Die Modifikation mit dem 80kHz-Filter plus der Neuabgleich war ein voller Erfolg: Der schwache Sender ORF Tirol auf 95.3 kommt nun fast störungsfrei herein, der Ortssender auf 95.5 hat dank des schmalen Filters keine Chance mehr. Nur ab und zu, je nach Richtung der Wurfantenne, des Stromkabels(!) und ggf. einer kapazitiven Annäherung (oder Entfernung) des Gehäuses splattert noch schwach B 5 aktuell durch.

Radio Salzburg (94.8MHz, Salzburg, 100kW, 109km) kann einwandfrei mit RDS empfangen werden.

RDS-Empfang ORF Radio Salzburg

RDS-Empfang ORF Radio Salzburg

Und selbst mit 80kHz-Filtern kann bei besonders gut einfallenden Sendern noch RDS decodiert werden, so beispielsweise auf der 91.25 (eigentlich 91.3, Bayern 1, Ismaning, 25kW, 23km):

RDS-Empfang Bayern 1

RDS-Empfang Bayern 1

Bugs

Leider hat dieses Radio ein paar Bugs, die sich im Laufe der Zeit summiert haben bzw. von anderen Nutzern dieses Gerätes gemeldet wurden. Einer davon, der erst seit dem 1.1.2010 auftritt, ist leider ein KO-Kriterium:

  • Sobald der zuletzt empfangene Sender mit RDS einfällt und die Uhrzeit via CT sendet, synchronisiert sich die Uhrzeit nachts um 02:00 auf “01:60” Uhr, um nach einer Minute dann mit “02:00” weiterzulaufen. Diese “Schaltminute” führt dazu, daß der Wecker bis zur nächsten (dann richtigen) Synchronisierung um 14:00 Uhr eine Minute nachgeht. Dies ist besonders ärgerlich, wenn man sich mit Nachrichten wecken lassen will.
  • Laut einer Leser-Meldung kann es passieren, daß beim Wecken zur vollen Stunde, die RDS-Zeitsynchronisierung dafür sorgt, daß die Uhrzeit auf “xx:60” gestellt wird und der Weckvorgang dadurch sofort abgebrochen oder aber nach einer Minute wiederholt wird.
  • Seit dem 1.1.2010 ist es nicht mehr möglich, die Weckzeit einzustellen, wenn der Radiowecker auf ein aktuelles Datum (mindestens 1.1.2010) synchronisiert ist. Beim Versuch, die Weckzeit zu ändern, friert der Wecker ein, um ein paar Sekunden später einen Komplettreset (mit sämtlichen sichtbaren Zeichen im Display) durchzuführen.
    Es gibt allerdings eine Anleitung, wie man durch ein paar Tastendrücke doch noch die Weckzeit einstellen kann:
    1. Anschalten via “Power On”
    2. 2x Taste “Memory” drücken
    3. 1x Taste “Up” (Pfeil nach oben) drücken
    4. 1x Taste “Down” (Pfeil nach unten) drücken
    5. 1x Taste “Memory” drücken
  • Bei eingeschalteter Weckfunktion geht die Wochentags_anzeige_, die angibt, an welchem Tag der nächste Weckvorgang stattfindet, meistens, allerdings nicht immer, einen Tag vor. Auf den eigentlichen Weckvorgang hat das aber keinen Einfluß!

Fazit

Wer Lust hat, 5 Euro an Material einzusetzen und einen einfachen Abgleich durchzuführen, der erhält anstatt eines preislich auch nicht gerade schlechten 16-Euro-Brüllwürfel ein sehr gutes, beinahe schon DX-taugliches Radio, dessen 16 Euro jetzt sensationell günstig sind.

Wer allerdings einen zuverlässigen Radiowecker sucht, sollte wegen der vorstehenden Bugs lieber die Finger davon lassen. Schade!

Spezifikation

Wellenbereiche: UKW 87,5 - 108 kHz